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Stoffliche Nutzung

Insgesamt werden in Bayern auf rd. 42 000 ha landwirtschaftlicher Fläche Rohstoffe für die Industrie angebaut. Ein Großteil hiervon entfällt auf die Herstellung technischer Öle aus Raps, Sonnenblumen und Leinsaat, ein weiterer bedeutender Anteil auf die Stärkeproduktion mit Schwerpunkt Kartoffelstärke. In der Forstwirtschaft wird Holz aus Bayern nicht nur in der holzverarbeitenden Industrie, sondern zunehmend auch als Rohstoff in der chemischen Industrie eingesetzt.

Eine stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe bezieht sich hauptsächlich auf die Verwendung von Stärke, Zucker (v. a. Glukose & Saccharose), biogenen Ölen und Fetten, Proteinen, Fasern und Lignocellulose bzw. Holz.

  • Biogene Öle und Fette werden für Schmier- und Verfahrensstoffe, Tenside, Kunststoffe, Kosmetika, Lacke und Farben genutzt.
  • Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen werden überwiegend in Textilien, Zellstoff und Papier, faserverstärkten Kunststoffen und Formteilen, Bau- und Dämmstoffen, Geotextilien und Vliesen verwendet.
  • Holz zur stofflichen Nutzung wird zum Teil nur mechanisch bearbeitet (zu Brettern, Balken, Furnieren, Fasern) und anschließend als Bau- und Werkstoff eingesetzt. Durch mechanisches oder chemisches Zusammenfügen mit sich selbst oder anderen Materialien sind Produkte wie z. B. Brettschichtholz, Nagelbinder, Leimholz, Ziegel mit Holzfaserfüllung oder Holz-Beton-Verbund möglich. Als Rohstoff für Plattformchemikalien können Holz und seine Bestandteile zu modernen Verbundwerkstoffen, biologisch abbaubaren Folien, Trägermaterialien für Arzneimittel, Farbstoffen, Aromastoffen, etc. verarbeitet werden.
  • Anwendungsmöglichkeiten für Proteine aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen in den Bereichen technische Polymere, Tenside, Klebstoffe, Leime, Binde- und Anstrichmittel, Folien und Verpackungsmaterialien, Waschmittel und Kosmetika.

In der chemischen Industrie sind rd. 12 % der insgesamt verarbeiteten Produkte nachwachsende Rohstoffe.

Die hocheffiziente und ganzheitliche Nutzung der nachwachsenden Rohstoffe ist angesichts begrenzter Ressourcen unabdingbar. Ein wesentlicher Baustein und eine Schnittstelle zwischen Landwirtschaft und Forstwirtschaft einerseits und Chemie andererseits können Bioraffinerien sein. Dort wird mit nachwachsenden Rohstoffen ein vielfältiges Spektrum unterschiedlicher Produkte und Zwischenprodukte erzeugt. Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie hat im Jahr 2021 eine Richtlinie zur „Investitionsförderung für Scale-Up-Anlagen im Rahmen der bayerischen Bioökonomiestrategie (BayBioökonomie-Scale-Up)“ veröffentlicht.